"Nachhaltiges Wirtschaften wird belohnt"
Investoren, Werbungtreibende und Agenturen, Mitarbeitende und die Politik – sie alle fordern nicht nur Haltung von der Wirtschaft, sie fördern sie auch. Dass Nachhaltigkeit bei Medienunternehmen nicht nur ökologische und soziale, sondern auch publizistische Verantwortung umfasst, stellt die Branche vor besondere Herausforderungen. Die ProSiebenSat.1-Manager Christian Fikentscher, Senior Vice President Group Sustainability, und Steffen Hubert, Associate Director / Lead Sustainability, erklären, welche Chancen darin liegen.
Interview: Cathrin Hegner
Nachhaltigkeit hat in deutschen Unternehmen derzeit höchste Priorität, Verbraucher:innen bevorzugen Marken, die Haltung zeigen. Gleichzeitig wachsen die regulatorischen Anforderungen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Christian Fikentscher: Da ist zum einen die stärkere Regulatorik, vor allem aus Brüssel, aber auch in Deutschland: Die EU-Taxonomie, die die Umsetzung der EU-Klimaziele regelt, und die Corporate Sustainability Reporting Directive, die Berichtsstandards definiert, bis hin zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Die zweite große Aufgabe, der sich alle Marktteilnehmer:innen stellen müssen, ist die bis heute fehlende Messbarkeit von Nachhaltigkeitsambitionen. Es gibt zwar eine Vielzahl von Ratings, in denen jeder Konzern anders abschneidet, aber keinen etablierten Standard. Die Herausforderung für ProSiebenSat.1 als Konzern besteht darin, unsere Ambitionen, die wir seit Jahren im Bereich Nachhaltigkeit verfolgen, zu strukturieren und für alle transparent umzusetzen.
ProSiebenSat.1 möchte bis 2030 klimaneutral werden. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?
Fikentscher: Wir haben uns als Konzern das Ziel gesetzt, bis 2030 betrieblich klimaneutral zu werden und unsere CO2-Emission jährlich um 10 Prozent zu senken. Im Geschäftsjahr 2022 haben wir unser Reduktionsziel mit minus 18 Prozent deutlich übertroffen. Das kam insbesondere durch eine konsequente Grünstromumstellung. Wir decken bereits über 90 Prozent unseres Stromverbrauchs durch reinen Ökostrom. Außerdem machen wir seit Jahren große Fortschritte beim Fuhrpark. Wir haben Hybridantriebe gefördert und CO2-Obergrenzen für Verbrenner eingeführt. Seit Mai 2023 können nun konzernweit nur noch reine Elektrofahrzeuge bestellt werden. Wir sind in Europa meines Wissens der erste Medienkonzern, der diesen Schritt so entschieden geht.