Comeback in den Medien
Zumindest auf dem Bildschirm scheint sich bei 50 plus gerade etwas zu bewegen. Während Schauspielerinnen noch vor ein paar Jahren zwischen 40 und 50 kaum Rollen bekamen – also in etwa so lange, bis sie als hippe Oma wieder auf den Bildschirm zurückkehren konnten –, ist hier eine gewisse Entspannung zu bemerken. Was die Darstellung von tradierten Geschlechterbildern angehe, sei man auf einem guten Weg, sagt die Schauspielerin Iris Berben in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „Strive“. Die 74-Jährige wirbt seit acht Jahren für L’Oréal. Aktueller Claim: „Ich sehe gut aus für mein Alter“. Frauen müssten auch die wichtigen Positionen der Filmwirtschaft paritätisch besetzen, fordert Berben. Mehr Drehbuchautorinnen, Regisseurinnen, Redakteurinnen und Produzentinnen seien gefragt.
Ein Blick in die von der MaLisa-Stiftung in Auftrag gegebene „Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität“ zeigt, dass der Frauenanteil auf der Leinwand seit 2017 zugenommen hat. Allerdings seien Frauen weiterhin weniger vielfältig sichtbar. Mehr als zwei Drittel der zentralen Figuren mit einem Alter über 50 Jahre sind männlich. Frauen werden ab Mitte 30 seltener auf der Leinwand; bei Männern ist das erst ab einem Alter von 50 Jahren der Fall. Durchweg sei das Bild der im Kino sichtbaren Frau stark begrenzt: „Sie ist jung, schlank und wird im Kontext von Partnerschaft und Beziehung erzählt“, heißt es in der Studie. „Männer hingegen haben erkennbare Berufe, sind auch mal übergewichtig und werden insgesamt vielschichtiger dargestellt.“
Wer die Altersbilder in der Gesellschaft verändern und an einem gerechten und nachhaltigen Generationenmanagement mitarbeiten will, muss an vielen verschiedenen Stellen ansetzen. Leonie Koch, Content-Managerin bei Otto in Hamburg und Netzwerkerin für Menschen ab 50, setzt sich für Generationenkooperation in der Arbeitswelt ein. „Hier liegt eine besondere Verantwortung bei Führungskräften, den Nutzen von Generationenvielfalt zu erkennen und damit aktiv die Leistungsfähigkeit ihrer Teams zu stärken.“ Zudem müsse sich die Wirtschaft darauf einstellen, dass besonders große Kohorten der Babyboomer demnächst das Nacharbeitsleben mit neuer Dynamik und neuen Ansprüchen aufmischen. „Wo sind die Produkte, die auf deren Wünsche eingehen?“
„Wir Werbetreibende dürfen uns auch öfter mal fragen, wie divers unsere Castings sind – nicht nur im Hinblick auf ethnische Diversität, sondern auf Altersdiversität“, gibt Jeannette Bohné, Kreativgeschäftsführerin Serviceplan Berlin, zu bedenken. „Werbung und Medien tragen Verantwortung für das gesellschaftliche Bild.“ Karl Anders-Gründerin Claudia Fischer-Appelt sagt: „Es sollte nicht arty oder freaky sein, wenn alte Menschen über den Laufsteg laufen oder in der Werbung gezeigt werden, sondern die Normalität.“